Die Erzgebirgische Philharmonie Aue und das Eduard-von-Winterstein-Theater sind traditionsreiche Kultureinrichtungen und seit über 125 Jahren feste Bestandteile der Kulturlandschaft im Erzgebirge. Dies wird immer wieder bestärkt, indem Gastspiele und Abstecher im gesamten Erzgebirge, aber auch über die Landesgrenzen hinaus stattfinden.
Große Unterstützung erfährt die Erzgebirgische Theater- und Orchester GmbH durch das bürgerschaftliche Engagement und die Lobbyarbeit der vielen Mitglieder des Vereins „Freunde und Förderer der Erzgebirgischen Philharmonie Aue', des Theaterfördervereins und der Erzgebirgischen Theater- und Orchesterstiftung (kurz: ETHOS).
Der neue Kulturraum Erzgebirge-Mittelsachsen fördert die Erzgebirgische Theater- und Orchester GmbH. Auch die Städte Annaberg-Buchholz und Aue sind Förderer des Theaters und der Philharmonie.
Die Erzgebirgische Theater und Orchester GmbH wurde am 17. 06. 1997 gegründet und betreibt sowohl das Eduard-von-Winterstein-Theater Annaberg-Buchholz als auch die Erzgebirgische Philharmonie Aue. Die oben genannte GmbH ist das Ergebnis der Strukturveränderung im Kulturraum Erzgebirge in den Jahren 1996 und 1997. Die Mitglieder des Kulturraumes Erzgebirge stellten Anfang 1996 fest, dass die bestehende Struktur im Theater- und Orchesterbereich auf Dauer nicht finanziert werden konnte. Damals gab es sowohl das Erzgebirgische Sinfonieorchester Aue e. V. mit 35 Planstellen als auch das Orchester des Eduard-von-Winterstein-Theaters Annaberg mit ebenfalls 35 Planstellen. Eine vom Arbeitskreis 'Strukturveränderung' erarbeitete Analyse ergab, dass ein Orchester mit 50 Planstellen in der Lage ist, die Aufgaben der beiden Orchester im Kulturraum Erzgebirge zu erfüllen. Zu diesem Zweck wurde allen Musikern in beiden Orchestern gekündigt. Nach Erhebung von Kündigungsschutzklagen haben sich die Rechtsträger beider Orchester mit über 20 Musikern einvernehmlich geeinigt, so dass die Erzgebirgische Theater und Orchester GmbH durch den Kulturraum Erzgebirge als alleinigen Gesellschafter am 17. 06. 1997 gegründet werden konnte. Im Laufe der Strukturveränderung hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass die Betriebsform GmbH auch für das Theater sehr gut geeignet ist, um es effizient und wirtschaftlich zu führen. Die Integration des Eduard-von-Winterstein-Theaters, das bis zu diesem Zeitpunkt als Eigenbetrieb des Landkreises Annaberg geführt wurde, erfolgte zum 01. 01. 1998.
Am 02.04.1893 wurde das heutige Eduard-von-Winterstein-Theater als erstes Theater im Erzgebirge mit einer Festaufführung von Goethes „Egmont' feierlich eröffnet. Die Titelrolle spielte Eduard von Winterstein. Der erste Intendant, Georg Kurtscholz, betrieb das Theater als Pächter in Spielgemeinschaft mit dem Fürstlichen Hoftheater Gera. 1907 wurde Carl Greiner neuer Theaterpächter, der das Haus zusammen mit dem Stadttheater Zittau leitete. Nach dem I. Weltkrieg übernahm die Stadt 1919 das Theater. Intendant wurde Hans Heinz Kämpff, der ein eigenes Ensemble aufbaute und versuchte, ein obererzgebirgisches Städtebundtheater zu organisieren. Als Folge der Weltwirtschaftskrise wurde das Theater 1931 an Helmut Freiberg verpachtet. Wegen der wirtschaftlichen Probleme drohte im Folgejahr erneut die Schließung des Hauses, die nur durch eine Notspielgemeinschaft arbeitsloser Künstler abgewendet werden konnte. 1933 erfolgte die Wiedereröffnung unter faschistischer Regie als „Grenzlandtheater Obererzgebirge'. Als Folge der Annexion des Sudetengebietes wurde das Theater 1939 in „Landestheater Obererzgebirge' umbenannt. Am 01.09.1944 erfolgte die Schließung des Hauses als Konsequenz aus dem Ausrufen des „totalen Krieges'. Bereits im Mai 1945 gaben jedoch Annaberger Künstler im unzerstört gebliebenen Theater wieder Konzerte. Die erste Nachkriegsspielzeit begann am 29.07.1945 mit Schillers „Kabale und Liebe'. Von 1976 bis 1981 erfolgte eine umfassende Rekonstruktion des Stammhauses in Annaberg. Am 07.10.1981 wurde das neue Haus als „Eduard-von-Winterstein-Theater' mit Lessings „Emilia Galotti' wieder eröffnet. Nachdem 1992 ein neues Werkstatt- und Verwaltungsgebäude in Betrieb genommen werden konnte, wurde im Sommer 1993 das nunmehr 100-jährige Gebäude des Theaters erneut umfassend renoviert. Das Theater verfügt jetzt über 295 Sitzplätze und eine Studiobühne mit max. 50 Plätzen. 1998 wurde das Ensemble des Eduard-von-Winterstein-Theaters in die Ergebirgische Theater- und Orchester GmbH integriert, in der gegenwärtig 151 Mitarbeiter beschäftigt sind. Im Eduard-von-Winterstein-Theater werden in den Sparten Musiktheater und Schauspiel jeweils 5-6 Neuproduktionen pro Spielzeit auf der Hauptbühne erarbeitet. Zusätzlich finden Inszenierungen auf der Studiobühne statt.
Das Erzgebirgische Sinfonie-Orchester Aue ist seit 130 Jahren fester Bestandteil der Sächsischen Kulturlandschaft. Im Jahre 1888 als „Städtisches Musikcorps“ unter der Leitung von Anton Zien gegründet, entwickelte sich der Klangkörper zum Erzgebirgischen Sinfonieorchester Aue. Als Gastdirigenten wirkten u. a. Rudolf Neuhaus, Hans- Dieter Frank und Dieter Gerhard Worm. Namhafte Solisten wie der Geiger Igor Oistrach oder die Tenöre Richard Tauber, Peter Schreier und René Kollo waren Gäste des Orchesters.
Seit 1990 wurde zunehmend eine enge Kooperation mit dem Orchester des Eduard-von-Winterstein-Theaters Annaberg praktiziert, um auch anspruchsvolle Sinfonik größerer Dimension aufführen zu können. Im Juni 1997 erfolgte mit der Gründung der Erzgebirgischen Theater- und Orchester GmbH die Fusion der beiden Orchester, die seitdem alle Musiktheateraufführungen am Eduard-von-Winterstein-Theater in Annaberg-Buchholz bestreiten. Der damalige Chefdirigent Richard Vardigans bewältigte in diesen Jahren des Umbruchs nicht nur die technische Fusion der beiden unterschiedlichen Orchester, sondern verstand es auch, einen homogenen Klang zu erzeugen. Über die Konzerte im Kulturhaus Aue und der hinzugekommenen Tätigkeit im Theater hinaus reichte das Spektrum des Klangkörpers von nun an über Serenaden-, Opern-, Operetten-, und Chorkonzerten bis zu Kammermusik und Schülerkonzerten. Hinzu kam noch die Mitwirkung bei Kirchenkonzerten sowie eine vielgestaltige Zusammenarbeit mit den Musikschulen und Musikhochschulen.
Von 2004_2005 bis 2005_2006 war der in Nagoya geborene Naoshi Takahashi amtierender Chefdirigent, von 2006_2007 bis 2020_2021 Generalmusikdirektor. 2007 wurde das Orchester dank seiner außergewöhnlichen künstlerischen Leistungen in „Philharmonie“ umbenannt.
Vielversprechende Entwicklungen gab es mit dem Antritt Takahashis auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendförderung. Markant war auch die deutliche Professionalisierung und verbesserte Ausformung des Orchesterklanges. Die Gewinnung von herausragenden Gastsolisten machte die Philharmonie zu einem Magneten für junge Musikliebhaber. So konnten u. a. für die Konzerte der Geiger und Dirigent Torsten Janicke, der Schakuhachi-Spieler Kaoru Kakizakai, die Pianisten Joseph Moog, Alexander und Christian Meinel sowie Eugéne Mursky, der Dirigent Koji Kawamoto und Cellist Rodin George Moldovan, um nur einige der Ausnahmetalente zu nennen, gewonnen werden. Von 2021_2022 bis 2024_2025 war Jens Georg Bachmann Generalmusikdirektor und Chefdirigent. Unter seiner Leitung wendete sich das Orchester vermehrt den Meisterwerken der Klassik und vor allem der Romantik zu. Des Weiteren gab es einen intensiven Blick auf die musikalische Kultur Böhmens, der anderen Nation, die das Erzgebirgige beheimatet. Auch gelang es immer wieder besondere Solisten und Solistinnen für die Konzerte im Erzgebirge zu gewinnen.
In der Spielzeit 2025_2026 wird Ekkehard Klemm als Conductor in Residence der Erzgebirgischen Philharmonie vorstehen. Weit über die Landesgrenzen hinaus gefeierte Konzerte, Open Air Aufführungen, oder die vielfachen gemeinsamen Konzerte mit international gefragten Künstlern und Dirigenten, beweisen immer wieder das hohe Niveau und die Weltgewandtheit der Erzgebirgischen Philharmonie Aue.
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